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Licht und Schatten

Diese Orte mit besonderem Licht… sie geleiten mich entlang einer für mich unsichtbaren Linie durch mein Leben, begegnen mir an Wendepunkten wie Wegweiser. Orte mit besonderem Licht: ein Licht nicht zu grell, gedämpft, voller Ahnung, dass viel mehr Bedeutung zu finden ist, als auf den ersten Blick erkennbar. Ein Ort, der Licht und Schatten miteinander tanzen lässt, der den Pioniergeist weckt, um die Geheimnisse der Schatten zu erforschen, geborgen durch das weiche Licht am Horizont. Ein Licht wie auf manchen sehr alten Bildern, wie ein zarter Nebel während eines herbstlichen Sonnenaufgangs, ein wohlwollender goldender Schimmer, der auch dem Häßlichen einen Anstrich von Schönheit verleiht. Ein Gefühl von Einssein, von Verbundenheit zwischen allem, was bei klarem Tageslicht völlig unvereinbar wirkt. Ein Licht, das mich umhüllt wie ein warmes Gewand und mich begleitet beim Durchschreiten von dichten Wäldern, die große Fragen raunen: „Wer bist du?“ „Wo willst du hin?“

Zu große Fragen für kurze Antworten, das haben mich diese besonderen Orte gelehrt.

Und so bin ich neugierig geworden, viel offener, geduldiger als noch vor einigen Jahren, als der Kopf eilig Geschichten als Antworten zusammenkonstruiert hat, mit Lineal, Maßband und den Vorbildern, die eigentlich zu anderen gehören. Viele Vorbilder habe ich an diesen bisherigen Orten gelassen, einige unter große Steine gelegt, andere an lange Wellen übergeben, manche sind mir aus den Händen gefallen und in lauter Scherben zersprungen. Nun reise ich ohne Karte, ohne Plan und fange immer mehr an, dem Licht zu vertrauen. Dem Licht und mir, dass ich dem richtigen Licht folge. Manchmal rütteln kräftige dunkle Winde an mir, türmen Wellen von Angst und Unsicherheit auf, die mich nach fremden Lösungen greifen lassen, nach Schuhen, die nicht zu meinen Wegen passen. Mit wachsendem Unbehagen laufe ich mit schmerzenden Füßen weiter, bis mir wieder einer dieser Orte mit dem besonderen Licht begegnet, diesmal in einer ganz neuen Nuance. Licht, das mich meine Wahrheit besser erkennen lässt, mich auffordert, Unpassendes am Wegesrand zurückzulassen. Schatten, der mich erinnert, dass noch viel mehr Tiefe gefunden werden kann. Barfuß gehe ich Schritt um Schritt weiter, ein Wandeln zwischen Licht und Schatten, Mut und Zweifel, Antworten und Fragen.

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