An Orten, an denen ich früher oft war, merke ich ganz besonders, wie ich mich verändert habe. Ich sitze in meinem jahrelangen Stammcafé in einer Stadt, in der ich längst nicht mehr wohne, aber immer noch zuhause bin. Alles fühlt sich sehr vertraut an, ein Teil von mir gehört immer noch hierher. Es tauchen kurze Erinnerungsfetzen vor meinem inneren Auge auf: Menschen, die mit mir hier saßen, manche noch immer in meinem Leben, manche weitergezogen. Wieviele Liter Milchkaffee ich hier wohl schon getrunken haben mag? Wieviele Gedanken, Ideen, Impulse wurden hier geboren? Der Ort ist nicht mehr der gleiche, andere Tassen, andere Leute, andere Speisen. Und doch, manches ist geblieben, der Name, das legendäre Bananabread. Gemeinsam schwelgen das Café und ich in Erinnerungen, erzählen uns, was wir in der Zwischenzeit erlebt haben.
Reisen zu Orten aus der Vergangenheit ist wie Blättern in einem vergilbten Fotoalbum, die Bilder ein wenig ausgeblichen, mit Weichzeichner abgerundete Ecken und Kanten, an die man sich nun anschmiegen kann. Auch das Hier und Jetzt wird seinen Eingang in das Album finden. Alle Sorgen von heute werden verblassen, alle Freude wird merkwürdigerweise farbiger, bunter und strahlender, aber doch wie ein Traum, so weit weg, als hätte das jemand anderes erlebt.
Ich fotografiere die Szene vor meinen Augen und klebe das Bild auf eine ganz frische Seite, zusammen mit dem Geruch nach heissem Kaffee, blühenden Frühlingsblumen und frisch Gebackenem. Auch das Hupen der nahen Straße, das Zwitschern der Vögel und das entspannte Lachen vom Nebentisch hefte ich dazu und fixiere schließlich alles mit meiner tiefen Zufriedenheit und Ruhe. Langsam schließe ich mein Album, um ein Erlebnis reicher.
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