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Ausflug in den See

Ich sinke unter die Wasseroberfläche, sinke tiefer, glitzernde blaue, grüne Ströme umfließen mich. Licht erinnert mich an die Sonne, die gerade noch meine Haut gewärmt hat. Tiefer, immer tiefer, alles so still und immer stiller. „Ein Unterwassergras sein!“ Komischer Gedanke – bis ich merke, dass mein Verstand völlig ruhig ist, die Quelle dieser Idee ist woanders. Ein Wogen durch den Körper, fließende Bewegungen, nicht mehr beschränkt durch Knochen oder Sehnen, komplett biegsam und dem Sog der Strömung folgend. Aller Sinn verschwindet, wird nichtssagend. Dahinfließen ist genug, Daseinsberechtigung wird nicht mehr gebraucht. Schwereloses Schweben, gehalten von Wurzeln im Seegrund, geerdet und doch frei. Kleine Fischchen flitzen durch die tiefgrünen weichen Fäden, die nun meine Existenzform sind. Liebevoll streiche ich über ihre glitzernden Schuppen, ganz leicht, bevor sie sich wieder zum Schwarm in immer neuen Formen zusammenfinden. Alles ist im Fluss hier, ein Orchester mit einem unsichtbaren Dirigenten, der alle behutsam zwischen adagio, fluente und un poco allegro balanciert. Ich spiele mit in diesem Reigen, was für eine Harmonie! Doch da, ein schrilles Geräusch passt so gar nicht dazu. Es wird immer lauter und ich fühle, wie mich etwas wie ein Sog aus dem Wasser zieht.

 

Im Moment des Auftauchens hole ich tief Atem, schneidende Luft in meiner Lunge... und finde mich wieder am Rand des Sees. Ich muss wohl eingeschlafen sein, blinzele irritiere in die grelle Sonne und unangenehm laut dringt das Geräusch einer Motorsäge in meine Ohren, ganz nah. Sehnsucht nach dem angenehm dunklen Wasserleben, war das alles nur ein Traum? Etwas kratzt mich hinter meinem Ohr, ich greife hin... und entdecke ein Stück Seegras verfangen in meinem Haar. Ein Lächeln fliegt über mein Gesicht. 

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