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Irrwege

Alltag. Kaum mehr mich gespürt, nichts mehr gesehen als Aufgabenberge und „Herausforderungen“. Immer schneller Punkte abgehakt, ebenso schnell wachsende neue Listen. Der Soundtrack: Gedankenfetzen wie „ich müsste noch...“, „hat er oder sie eigentlich...“, „viel zuviel, viel zuviel“ rattern durch die Endlosliste von Liedern, Stakkato-Rap-Einlagen, keine Melodien. Kurze Pause, sowas wie Hunger, neben dem Telefonieren irgendwas gegessen, plötzlich ein leerer Teller vor mir, keine Erinnerung, was es war. Rennen, Unruhe, aufsteigende Wut, Contenance!! Nur der Kopf mit Strom versorgt, Arme, Beine, Rücken wie abgeklemmt. Wo bin ich hier eigentlich noch? Ein stiller Schrei hallt durch den verlassenen Körper, von niemandem gehört, leere Hülle. Oder halt, ein leises Echo erreicht den Kopf, dumpfe Kopfschmerzen, langsames Erwachen wie aus einem viel zu realistischen Traum. Was ist das hier alles, diese sinnlosen Dinge, die den Tag und den Schreibtisch füllen, keinen Platz für Stille lassen?

 

Tabula rasa, einfach mal raus. In die Ferne schauen... das Grün der Wiesen tropft in die Augen, füllt den fast ausgetrockneten See viel zu langsam, gieriges Trinken. Hinsetzen, nichts denken, nichts wollen. Warten. Beobachten. Den gegangenen Weg zurückverfolgen: wo war das falsche Abbiegen, an welcher Kreuzung ging es in die Irre? Die Spur verloren.. nicht wichtig. Eine neue Weggabelung, genau hier und jetzt. Ich stehe auf und fühle, wie sich meine Beine in Bewegung setzen. 

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